Wie Sterne so golden by Marissa Meyer

Wie Sterne so golden by Marissa Meyer

Autor:Marissa Meyer [Meyer, Marissa]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
Amazon: B00NXKRTAI
Herausgeber: HörbucHHamburg HHV GmbH
veröffentlicht: 2014-09-25T22:00:00+00:00


33

Cress saß zusammengekauert mit angezogenen Beinen in einer Ecke des Lieferwagens. Trotz der Bruthitze zitterte sie. Sie war hungrig und durstig und an den Schienbeinen hatte sie blaue Flecken von dem Aufprall gegen die Stoßstange. Sie hatte zwar einen Stoffballen heruntergezogen und sich daraufgesetzt, aber weil der Lieferwagen seit Stunden über Schlaglöcher rumpelte, war ihr Po inzwischen bestimmt schon grün und blau.

Obwohl die Nacht stockfinster war – sie konnte nicht einmal die Hand vor Augen sehen –, fand sie keinen Schlaf. Ihre Gedanken kreisten unablässig um die Frage, was diese Leute von ihr wollten. Bestimmt hundertmal hatte sie die Sekunden vor ihrer Entführung durchgespielt und war sich sicher, dass sich Jinas Miene eindeutig aufgehellt hatte, als Cress ihre Vermutung bestätigt hatte.

Ja, sie war eine Hülle. Und damit wertlos.

Worin sollte ihr Wert für Jina bestehen?

Sosehr sie sich auch den Kopf zerbrach, sie konnte sich keinen Reim darauf machen.

Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben. Versuchte, optimistisch zu sein. Sie sagte sich, dass Thorne sie schon retten würde, auch wenn sie Zweifel beschlichen.

Er konnte nicht sehen. Er wusste nicht, wohin sie gegangen war. Wahrscheinlich wusste er noch nicht einmal, dass sie verschwunden war, und wenn er es herausfand … Was, wenn er glaubte, sie hätte ihn verlassen?

Oder wenn es ihn gar nicht kümmerte?

Sie wurde das Bild nicht los, wie Thorne am Kartentisch saß, mit diesem fremden Mädchen auf dem Schoß. Da hatte er schließlich auch nicht an sie gedacht.

Vielleicht würde Thorne sie gar nicht suchen.

Vielleicht hatte sie ihn die ganze Zeit falsch eingeschätzt.

Vielleicht war er überhaupt gar kein Held, sondern bloß ein egoistischer, arroganter Schürzenjäger …

Sie schluchzte leise, ihr Kopf drohte vor Angst, Wut, Eifersucht und Verwirrung zu platzen, bis sie schließlich nicht anders konnte, als ihre Frustration herauszuschreien.

Sie heulte laut und raufte sich die Haare, bis ihre Kopfhaut brannte.

Doch dann biss sie schnell die Zähne zusammen und versuchte, sich zu beruhigen. Sie ließ die Finger um ein Handgelenk kreisen, als würde sie lange Haarsträhnen darumwickeln. Dann schluckte sie die aufsteigende Panik hinunter, um nicht zu hyperventilieren.

Thorne würde sie suchen. Er war ein Held. Sie war eine Jungfrau. So und nicht anders stand es in den Geschichten!

Seufzend ließ sie sich in eine Ecke sinken und weinte still, bis ihre Tränen versiegten.

Ruckartig wurde sie wach.

Die Tränen hatten salzige Spuren auf ihren Wangen hinterlassen und vom langen Vorbeugen tat ihr der Rücken weh. Jetzt erst bemerkte sie, dass der Lieferwagen angehalten hatte.

Sofort war sie hellwach, durch ihre Angst war die Müdigkeit wie weggeblasen.

Zwischen den Türdichtungen drang etwas Licht herein, also waren sie die Nacht durchgefahren. Eine Tür knallte und sie hörte Jina etwas sagen. Ihre Stimme klang nicht mehr freundlich und tröstend. Der Lieferwagen schwankte, als der Fahrer ausstieg.

»Wir sind gut in der Zeit«, hörte Cress einen Mann sagen. »Hilft mir einer?«

Ein anderer Mann lachte. »Wirst du mit dem armen Ding nicht alleine fertig?«

Jinas Stimme beendete den Schlagabtausch. »Sieh zu, dass du sie da heil rausbekommst. Ich will mit ihr richtig Asche machen und du weißt ja selber, wie knallhart und pingelig der Erbsenzähler ist.«

Cress schluckte, als die Schritte näher kamen.



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